„Sicher unterwegs“ - Selbstverteidigung für blinde und sehbeeinträchtigte Frauen
Am 3. Oktober 2021 fand im Budokan Zürich, ein Selbstverteidigungskurs für blinde und sehbeeinträchtigte Frauen statt. Der Kurs war Teil der laufenden Kampagne „Zürich schaut hin“ gegen Gewalt im öffentlichen Raum. Damit auch Frauen mit einer Beeinträchtigung vom Projekt profitieren können, hat Katharina Eisenring von der „IG Pallas Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen“ auch einen Kurs für blinde und sehbehinderte Frauen ausgeschrieben.
Als ich vom Kurs hörte, habe ich mich sehr gefreut, denn die Teilnahme an einem Kurs mit sehenden Teilnehmerinnen wäre für mich schwierig gewesen. Bei der Gestaltung der Ausschreibung konnte ich beratend mitwirken, damit diese für Sehbehinderte barrierefrei zugänglich ist. Bei Bedarf wurden die Teilnehmerinnen am Bahnhof abgeholt und zum Kursort begleitet.
Im Kurs wurde auf die Bedürfnisse von sehbehinderten Personen besonders Rücksicht genommen. Die Methoden und das Tempo waren sehr gut an die besonderen Voraussetzungen von blinden und sehbehinderten Kursteilnehmerinnen angepasst. Am Kurs lernte ich einfache, aber effektive Strategien, um mich gegen Angriffe wirksam zu verteidigen. Die Kursleiterinnen sind auf die Bedürfnisse der Kursteilnehmerinnen sehr gut eingegangen. Sie beschrieben die Griffe und Positionen einerseits beim Vorzeigen, sodass ich mir diese gut vorstellen und kopieren konnte. Zudem bestand auch immer die Möglichkeit, die Griffe tastend zu erlernen. Für alle Inhalte wurde genügend Zeit eingeplant und die Atmosphäre war offen und entspannt.
Besonders gefallen hat mir, dass im Kurs sehr vielfältige Strategien der wirksamen Selbstverteidigung in einer inklusiven Form vermittelt wurden. Eine selbstbewusste Körperhaltung ist für Frauen mit einer Behinderung ausgesprochen wichtig, da sich dadurch das Risiko von Belästigungen und Übergriffen deutlich reduziert. Aufgrund der sichtbaren Beeinträchtigung sind Frauen mit einer Behinderung besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Unerwünschte Berührungen und Verletzungen der persönlichen Sphäre sind ein häufiges Problem. Im Kurs habe ich gelernt, auf die Abwehrsignale meines Körpers bei Grenzüberschreitungen zu achten und darauf zu reagieren. Diese Erfahrung hat mein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse und Grenzen geschärft. Nach dem Kurs fühle ich mich in meinem Selbstbewusstsein deutlich gestärkt. Die Erfahrung, mich im Fall eines Angriffs wirksam wehren zu können, gibt mir Sicherheit und wirkt sich in meinem Alltag sehr positiv aus.
6. Oktober 2021, Karin Huber (Teilnehmerin)