Einen Selbstbehauptungs-/ Selbstverteidigungskurs für Rollstuhlfahrendezu leiten ist spannend, dies für dasSport-und Freizeitcamp «move on»imParaplegiker ZentrumNottwilzu tun, ist eine Ehre.
Es nahmen 30 Personen zwischen 10 und 70Jahren teil, die allesamt im Handrollstuhlunterwegs waren. Am Abend sollten unter anderem realitätsnahe Grenzüberschreitungen aus demAlltag der Rollstuhlfahrenden in Rollenspielenthematisiert werden, aber auch körperlicheVerteidigungen mit ein bisschen Action geübt werden. Bereits beim Einfinden war die Stimmung locker, fröhlich und man merkte schnell, dass sich die Teilnehmenden schon gut kannten.Die jüngsten Teilnehmer flitzten durch den Raum und entdeckten sofort die Schlagkissen, die dort deponiert waren.
Bei der Einstimmungsrunde sollten sie sich jeweils zu zweit austauschen, wie sie ihre Grenze nach aussen zeigen und ob sie bereits Erfahrungen mit Grenzverletzungen gemacht hatten. Es stellte sich heraus, dass die meisten bereits solche erfahren haben, als RollstuhlfahrerIn aber oft auch aus nicht-Wissen und gut gemeint als Hilfe. Ein Teilnehmer wollte von den anderen wissen, ob sie die Grenzverletzung auch bereits vor der Rollstuhlzeit gemacht hatten und durch diese Diskussion wurde schnell offensichtlich, dass auch FussgängerInnen von Grenzverletzungen betroffen sind. Katharina Eisenring hat 5 Posten mit Aufgabenstellung/Rollenspiel aufgebaut, wobei jeweils bei jeder Gruppe mind. eine FussgängerIn dabei war, die als BelästigerIn/AngreiferIn und Leiterin des Rollenspiels fungiert hat. Es wurde von einer Rollstuhlfahrerin angemerkt, dass sie lieber keineGewalt (gemeint waren Abwehrschläge/ laute Stimme/ Rollstuhl als Abwehrwaffe benutzen) einsetzen möchte, wobei eine lebhafte Diskussion entstand, wieviel Gegenwehr es denn benötigt und wie man das erkennen kann. Die Diskussionen öffnete bei allen Beteiligten die Wahrnehmung und sie fanden für jede Situation viele mögliche Handlungsweisen, je nachdem wie stark die eigene Alarmanlage anspringt. Auch der Einsatz von Rollstuhl, Stimme und Schrillalarm wurde geübt. Das Credo des Kurses war ganz klar, laut sein, sich nicht verstecken und klar kommunizieren sind essentiell, damit die eigenen Grenzen klar gezeigt und gewahrt bleiben können. Wir alle haben viele neue Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause genommen. Was für eine tolle Gruppe.